Ich bin mit der ZDF Hitparade mit Dieter Thomas Heck aufgewachsen. Später wurde sie von Ilja Richters Disco abgelöst: „Licht aus – Spot an!“. Ich habe schon immer gern gesungen. Als Kind wollte ich Background-Sängerin werden. Singen ja, aber nicht zu sehr im Rampenlicht. Dafür war ich zu schüchtern. War es diese Prägung, die mich dazu bewogen hat, mit über 50 Jahren in einen Chor zu gehen? Ich habe „meinen“ Chor gefunden und gehe in der Regel mit Freude zu den Proben; freue mich, die Chorschwestern und -brüder zu treffen und auf besondere Highlights wie Konzertauftritte.
Egal aus welchem Grund Du im Chor singen möchtest: Der erste Schritt ist, den „passenden“ Chor zu finden. Meist genügt eine einfache Recherche im Internet um zu schauen, welche Chöre es in Deiner Nähe gibt. Doch halt: Ein paar Gedanken vorab können sich lohnen. Oder ein Blick in den sozusagen „akustischen Spiegel“. Wirf einen realistischen Blick auf Dich selbst und stell Dir drei Fragen: Was kann ich? Was will ich? Was erwarte ich vom Chor?
Möchte ich gefordert werden, womöglich Solo singen? Oder möchte ich einfach mit Spaß und ohne Leistungsdruck mit anderen vor mich hin singen? Oder ein bisschen was von beidem? Die Chorgröße und Zusammensetzung geben bereits einen Hinweis darauf, wie groß die Verantwortung der einzelnen Sängerinnen und Sänger ist. Ist in einem kleinen Chor eine Stimmgruppe lediglich mit zwei Sängerinnen oder Sängern besetzt, habe ich eine größere Verantwortung im Chor. Sitzen dort zehn andere Chorschwestern, kann ich auch mal „mitschwimmen“. Will ich Solo singen, habe ich mehr Chancen im kleinen Ensemble. Grundsätzlich gilt jedoch: Es gehört zum Teamgeist, möglichst regelmäßig zur Probe zu kommen. Denn nur gemeinsam lernt der Chor, ein harmonisches Stimmbild zu erzeugen.
Nicht zu unterschätzen ist der Wohlfühlfaktor. Freue ich mich auf die regelmäßigen Chorproben? Oder ist es eine Überwindung, sich zur Probe aufzuraffen? Fühle ich mich ständig über- oder unterfordert? Übrigens: Auch im „passenden“ Chor gibt es anstrengende Phasen, in denen die Nerven mal blank liegen. Insbesondere vor größeren Konzerten.
Zudem stellt sich die Frage, welche Bedeutung der Chor in meinem Sozialleben haben soll. Will ich „nur“ singen, oder möchte ich neue Kontakte knüpfen? Habe ich Spaß an einem Chorwochenende oder dem obligatorischen Plausch nach der Chorprobe?
Weitere Kriterien zu Wahl des „passenden“ Chores gibt es im nächsten Beitrag. Dann geht es um verschiedene Arten von Chören, das Repertoire, die Anzahl und Struktur der Chormitglieder, das Niveau, Stimmlagen, Fähigkeiten, Auftritte… (Im Internet sollen die Beitragstexte ja nicht zu lang werden.)
Ein erstes Fazit an dieser Stelle: Hast Du einen Chor in die engere Wahl gezogen, weil Du ihn vom ersten Eindruck her sympathisch findest, zögere nicht, Kontakt aufzunehmen und mal reinzuschnuppern. Wenn Du zwei oder dreimal eine Probe erlebt hast, kannst Du Dir ein realistisches Bild machen, ob die Chemie und der künstlerische Anspruch zu Deinen Vorstellungen passen.
(Text: Carola Ritterhoff)