Salat, Dahlien, Tagetis und die frischen Triebe der Jungpflanzen sind ihr Leibgericht. Nachts und bei Regenwetter starten sie ihre Raubzüge. Dort, wo sie gewütet haben, bleibt nicht viel übrig. Schleimspuren und abrasierte Pflanzen bringen manche Gartenfreundin derart zur Verzweiflung, dass selbst die friedlichste mitunter Mordgedanken hegt: Schnecken können über Nacht die Mühe der Gärtnerin zunichte machen. Dennoch: Sie sind ein nützliches Glied im ökologischen System.
Sie sind der Gesundheitsdienst im Garten. Wo immer verwesende Pflanzenteile oder tote Tiere am Boden liegen, halten sie an und fressen die Reste auf. Dies sollte die Biogärtnerin bei all ihren Abwehrmaßnahmen nicht vergessen.
Haben die Schnecken erst einmal Ihren Garten als Restaurant entdeckt, hilft nur noch fleißiges Absammeln. Wenn Sie Glück haben, unterstützen Sie Igel, Vögel oder Maulwürfe dabei. Wobei Letztgenannter im Gemüsebeet auch nicht willkommen ist. Versierte Schneckensammlerinnen bieten den schleimigen Gesellen Unterschlupfmöglichkeiten an: Alte Holzbretter, feuchte Wellpappe, umgedrehte Tontöpfe, große Gemüseblätter oder umgestülpte Salatköpfe. Hierher ziehen sich die Tiere tagsüber gern zurück und können dann bequem eingesammelt werden. Friedliebende Menschen tragen ihren Eimer mit den Schnecken in den tiefen Wald und setzen sie dort aus. Nicht auf dem Feld! Denn auch der Bauer kämpft mit diesen gefräßigen Kreaturen. Weniger zart besaitete Praktiker überbrühen die Schnecken mit kochendem Wasser. Dies verursacht einen schnellen Tod. Das Zerschneiden oder überstreuen mit Salz ist zwar wirksam, aber ethisch umstritten.
Über den Einsatz von Bierfallen streiten die Experten. Zieht der Geruch Schnecken erst recht an, die sonst eher im Nachbar-Garten geblieben wären? Oder ist es für die ohnehin vorhandenen, ungebetenen Gäste eine schöne Art ins Jenseits zu gleiten? Wer sich dafür entscheidet, gräbt einen Joghurtbecher ein und füllt ihn am Abend zu zwei Dritteln mit frischem Bier. Wichtig ist, dass die Schnecken sich herunterbeugen müssen und dann hineinfallen.
Im Naturnahen Garten kommen auch Pflanzenjauchen oder Schneckenzäune zum Einsatz, um Jungpflanzen zu schützen. Vorbeugend sollte man im Spätsommer die Eiergelege der Schnecken vernichten.
Wenn nichts mehr hilft, bietet der Handel das umweltschonende Fraßgift Ferramol. Die Schnecken nehmen nach dessen Genuss keine Nahrung mehr auf und sterben in ihren Verstecken. Für andere Lebewesen und Haustiere ist das Mittel ungefährlich.
Gute Schnecken – böse Schnecken
Von den circa 2.000 Landschnecken richten lediglich vier Arten wirkliche Schäden an: Die große orangefarbene spanische Wegschnecke, die heimische bräunliche Gartenwegschnecke, die genetzte Ackerschnecke und die große Egelschnecke. Gehäuseschnecken richten weniger Schaden an. Die Gartelschnirkelschnecke mit ihrem gestreiften Gehäuse und die Weinbergschnecke fressen sogar die Eier der Nacktschnecken. Die sind der Schrecken aller Gartenbesitzer. Die orangefarbene spanische Wegschnecke wurde in den siebziger Jahren aus mit Pflanzenimporten aus Südeuropa eingeschleppt. Hier kamen ihr ein günstiges Klima und der Mangel an natürlichen Fressfeinden zu Gute.
Schnecken haben im Mund eine mit Zähnchen besetzte Reibezunge, mit der sie alles kurz und klein raspeln. Sie bestehen zu 85 Prozent aus Wasser und sind deshalb auf Feuchtigkeit angewiesen. Tagsüber halten sie sich an feuchten Schattenstellen versteckt und starten in den Abendstunden ihre Fress-Raubzüge. Bei Regen sind sie auch tagsüber unterwegs. Verräterisch ist der Schleim, den sie während des Vorwärtskriechens absondern und auf dem sie gleiten. Das funktioniert nur auf feuchtem Untergrund, der Schleim wird sonst zu zähflüssig.
Schnecken sind Zwitter, die sich gegenseitig befruchten. Jede einzelne Schnecke kann bis zu 400 Nachkommen pro Jahr produzieren. Die Eier werden im Spätsommer in Erdspalten abgelegt. Daraus schlüpfen im Frühjahr die jungen Schnecken. Sie überwintern in frostfreien Verstecken unter dem abgefallenen Laub oder in Erdspalten. Nacktschnecken leben circa neun bis zwölf Monate und sterben nach der Eiablage. Weinbergschnecken werden rund sieben Jahre alt. Die nicht sesshaften Nacktschnecken legen rund fünf Meter pro Stunde zurück. In einer Nacht schaffen sie 25 Meter und nehmen eine Nahrungsmenge zu sich, die der Hälfte ihres Körpergewichts entspricht.